Krisenkommunikation in der Wissenschaft

Krisenkommunikation in der Wissenschaft

Krisenkommunikation in der Wissenschaft

  • Von Memocine Admin
  • Am 14. Juni 2014
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Krisen PR WissenschaftForscher bewegen sich ständig in unbekanntem Terrain. Die Chance zu scheitern ist allgegenwärtig. Tritt der Worst Case ein, sind die Kritiker aus den eigenen Reihen aber auch aus den Medien und der Politik meist nicht fern. Mangelnder Realitätssinn, Vergeudung von Staatsgeldern und Unprofessionalität. So oder so ähnlich lauten die vernichtenden Urteile, die Wissenschaftler nicht nur um Ruhm und Ehre ihres Lebenswerkes bringen sondern auch um die lebensnotwendigen Drittmittel aus der Industrie und der Öffentlichen Hand. Der zunehmende Zeitdruck bis zur Fertigstellung eines vermarktbaren Prototyps erhöht die Wahrscheinlichkeit suboptimaler Lösungen. Gleichzeitig werden Ankündigungen und Visionen in den Hochglanzbroschüren immer tollkühner. Was passiert, wenn es zu einem ungewollten Zwischenfall kommt? Dies muss nicht immer eine plötzliche Explosion oder ein überführtes Plagiat sein. Allein im Jahr 2008 schafften es mehrere wissenschaftliche Ereignisse zu ungewollter Aufmerksamkeit:

1. In einem Magazin der MaxPlanck Gesellschaft (siehe Foto) wurden wunderschöne chinesische Schriftzeichen verwendet, deren Bedeutung aber unsauber recherchiert wird. Zumindest erkennt der von den Forschern beauftragte Sinologe nicht, dass hinter dem Foto aus einem Bildarchiv die Botschaft steht „Hot Housewives in Action“. (http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,595577,00.html)

2. Die Helmholtz Gesellschaft musste die Zuständigkeit für die Schachtanlage Asse an das Bundesamt für Strahlenschutz übergeben, nachdem bekannt wurde, dass in unverantwortlicher Weise Fässer mit radioaktivem Müll derart beschädigt wurden, dass sie mit dem Schachtwasser in Kontakt gekommen sind. (http://www.sueddeutsche.de/politik/957/308899/text/)

3. Der Bau des weltgrößten Teilchenbeschleunigers am Europäischen Kernforschungszentrum CERN löste eine weltweite Panik aus. Die Befürchtung: mit dem „Large Hadron Collidor“ könnte ein schwarzes Loch erzeugt werden, welches am Ende unseren eigenen Planeten vernichten würde. (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27624/1.html)

4. Im Rahmen der weltweiten Finanzkrise hat sich die reichste Universität der Welt – Harvard –um mindestens 8 Milliarden Dollar verspekuliert. Hierbei geht es nicht allein um den wirtschaftlichen Verlust sondern um die Frage, ob die Harvard-Ökonomen zukünftig noch die Definitionshoheit in ihrer Zunft behalten dürfen oder nicht. (http://www.handelsblatt.com/politik/international/finanzkrise-kostet-elite-uni-harvard-milliarden;2103216)

Forscher müssen Risiken eingehen. Nicht selten setzen sie dabei ihr eigenes Leben ein, um der Menschheit einen „Dienst“ zu erweisen. Entscheidend ist aber, wie die Institute eine plötzlich eingetretene und sich eskalierende Krise managen oder diese schon im Vorfeld voraussehen und umgehen? Die Öffentlichkeit ist zu den Wissenschaftlern selten gnädiger als zu gescheiterten Unternehmen oder Politikern. Komplexe Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge müssen schnell und unbürokratisch beantwortet werden. Die Wissenschaft sollte daher bei ihrer zukünftigen Arbeit eine Reihe von prophylaktischen Zusatzfragen aus dem Krisenmanagement beantworten und konzeptionell ausarbeiten:

Gibt es „Sollbruchstellen“ in Experimenten? Was könnten die wirtschaftlichen Folgekosten einer Krise für das Institut sein inklusive möglicher Haftungsaspekte? Lassen sich die nach menschlichen Erkenntnissen möglichen und durchgeführten Sicherheitsvorkehrungen sowie Qualitätstests durch entsprechende Dokumentation nachweisen? Gibt es einen Ehrenkodex für wissenschaftliche Mitarbeiter und wie wird dieser verinnerlicht? Welche „externen Ereignisse“ könnten einen Einfluss auf ein Forschungsprojekt oder auch die gegenwärtige strategische Positionierung des Instituts und seines Forschungsportfolios haben? Wie kontrolliert die Institutsleitung die wissenschaftliche Qualität, wirtschaftliche Nachhaltigkeit und Vermeidung unmoralischer Verhaltensweisen etc.?

Krisen sind keine Schande. Auch nicht für Forscher. Aber sie sollten von der Wissenschaft angesichts der immer größeren Eile und des weltweiten Wissenschaftswettbewerbes als notwendige Übung angesehen werden, bevor es wieder einmal „knallt“.

 

 

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